Leider haben sich die Hinweise um das Ableben unseres ehemaligen Kollegen Mike Seifert bestätigt, der – so der Stand der Dinge – Ende Januar tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde.
Mike Seifert war von 1989 bis 1997 beim Break Out, hatte das Lektorat inne, lieferte aber auch immer wieder tolle Artikel ab, die sich in Wortwahl und Ausdruck von allen anderen abhoben. Mike ist in der Hinsicht ein Genie gewesen, von dem alle nur lernen konnten; ein Meister der Sprache mit angefangenen Studien in Germanistik und Anglistik.
Zwar liegt Mike Seiferts Ausstieg bei uns schon länger zurück, doch hat er das Break Out mit seinen Text-Guidelines oder den Begriffen Live Jive sowie Brain-in nachhaltig beeinflusst. Zudem traf man sich immer wieder in Mannheim und Umgebung bei Rockkonzerten. Im Laufe der Jahrzehnte und seiner Arbeit als freier Journalist profitierten etliche Publikationen von ihm, erinnert sei an die Tageszeitung Mannheimer Morgen, das Rock Hard, das Feedback oder das Rocks, wo er als Lektor und Übersetzer tätig gewesen ist.
Mike Seifert ist ein brillanter Geist gewesen, der zudem abseits der Musik etliche Wissensgebiete und Interessen besaß. Das Science-Fiction-Metier begeisterte ihn, ebenso der Zigarren-Genuss, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Mike Seifert also im Glanze des Glücks? Mitnichten, denn er konnte auch stark polarisieren, stand sich häufig selbst im Weg, sicherlich mit ein Grund, warum er im bürgerlichen Leben immer wieder Anpassungsprobleme hatte, er eben nicht auf der Sonnenseite stand. Ein Mensch mit Ecken und Kanten also, der aber für alle unvergessen bleiben wird.
Mike Seifert wohnte nicht weit weg von mir, lediglich wenige Fußminuten. Eine kurze Distanz, aber in den letzten Jahren begegneten wir uns immer seltener, zwangen diverse Erkrankungen wie mehrmalige Schlaganfälle ihn tiefer und tiefer in die Knie. Die Sozialkontakte auch zu anderen Menschen in seinem Umfeld gestalteten sich schwierig, wollte er sich in manchen Bereichen überhaupt nicht helfen lassen. Im Spätherbst des letzten Jahres trafen wir uns zufällig auf der Straße – und ich war geschockt. Lebendig im Geist, aber körperlich extrem gezeichnet, so stand Mike Seifert vor mir. Im Dezember dann noch ein Telefonat, in dem er sich nach Break Out-Herausgeber Mike Möller erkundigte, hatte er von der bevorstehenden schweren Herz-OP erfahren, und ein deutliches Zeichen für Mikes Empathie anderen gegenüber.
Ende Dezember oder Anfang Januar saß ich in einer Straßenbahn und sah Mike Seifert auf der Straße aus der Entfernung zum letzten Mal … sein Zustand war extrem bedrückend.
Nun also vor wenigen Tagen die Nachricht über seinen Tod, der alle beim Break Out und weit darüber hinaus, sehr betroffen macht und mit Fragen zurücklässt, die nie beantwortet werden können. Eines ist jedoch ganz sicher: Die Musikwelt hat einen ihrer besten Schreiber verloren.
Ruhe in Frieden, Mike Seifert!
Für das Break Out
Marco Magin