Stefan Zörner
„Lyssea“
MDD Management
Kennt ihr das Gefühl. morgens nach einem intensiven Traum aufzuwachen, ihn festhalten zu wollen, der euch aber weiter entgleitet, bis vielleicht gerade nur noch ein vages Bild vorhanden ist? So muss es Stefan Zörner, Sänger von Reternity und vorher bei Lanfear, Strangelet und SpiteFuel unterwegs, wohl vor Jahren öfter mal ergangen sein, denn er hat beschlossen, aufgrund dieser Erfahrungen ein Buch zu schreiben .Hört sich im ersten Moment vielleicht nicht spannend an, doch weit gefehlt, denn es macht einen gleich zu Beginn einen Riesenspaß, in Zörners Fantasien abzutauchen.
Zur Handlung: Chris, der Hauptakteur in dem Schmöker, lebt auf unserem schönen Planeten Erde, allerdings in einer düsteren und zukünftigen Epoche. Von dieser realen Welt erfahren wir – auch in späteren vereinzelten Kapiteln – allerdings sehr wenig, aber wir können uns vorstellen, dass Chris nicht gerade glücklich dort ist. Vielleicht begeht er auch gerade Selbstmord oder steht zumindest kurz davor, allerdings ist das eine Spekulation von mir. Auf jeden Fall betritt er urplötzlich eine für ihn neue Welt, vielleicht eine Parallel-Erde in der Zukunft oder in der Vergangenheit, in der es neben den Menschen noch sonderbare Wesen wie Zwerge, Gnome, Kobolde und Trolle gibt … Tolkien lässt natürlich grüßen! Zauberer gibt es keine, dafür aber Elfen, die allerdings eher mysteriös in einem philosophischen Überbau mit Science-Fiction-Flair angesiedelt sind. Hinzu kommt noch ein geheimnisvoller Wolf, ein fresssüchtiges Pferd, katzenartige Nachtalbe und ein biomechanisches Orakel mit der Prophezeiung „Der Tod einer Welt, das Sterben der Flammen, wird eine andere erhellen, und die Kälte verbannen.“
Aber keine Angst, nichts wirkt überladen, denn sämtliche Charaktere werden sehr liebevoll geschildert, was auch für die Natur und das Dörfchen Albenruh gilt, in das es unseren Helden – nunmehr als Crys betitelt – verschlägt. Eine perfekte Idylle, in der es trotz der ganzen unterschiedlichen Wesen es menschlicher zugeht als in unserer heutigen Welt anno 2020. Dort fühlt sich Crys zum ersten Mal in seinem Leben auch geborgen und will dort auch bleiben, nicht mehr zurück in seine reale Welt, die immer mehr in seinen Gedanken verblasst. Verständlich, aber der Fantasy- Roman braucht ja noch eine spannende Handlung! Vor ihm hat es schon vor 20 Jahren einen Übergänger gegeben, Eine Frau namens Marie, die große Liebe vom Wirt des „Grimmigen Trolls“; aus dieser Liaison wird ein Kind geboren, Lyssea, quasi ein Wesen zweier Welten. Warum Marie allerdings diese traumhafte Fleckchen Erde nach der Geburt ihrer Tochter verlässt, bleibt eine offene Frage, über die man nur spekulieren kann, denn trotz zweier Kapitel von ihr auf der realen und trostlosen Erde, gibt es keine klaren Ansagen … Zörnerli, manchmal könnte man dich würgen!
Unser Autor genießt ja den Ruf, ein kleiner Romantiker zu sein, somit dürfte klar sein, dass irgendwie Crys und Lyssea für einander bestimmt sind. Dauert zwar ein wenig, obwohl die beiden schon vorher voneinander geträumt haben. Über Erotik und auch richtigen Sex berichtet Zörner übrigens sehr gern, allerdings manchmal so humorvoll, dass ich mich schlapp gelacht habe. Das Beispiel, wo sich Lyssea mit ihrer Freundin über abartige Sexpraktiken unterhält, die man halt schon mal angewandt hat, ist einfach köstlich. Da wird es nämlich nur folgenmaßen angedeutet: „Was warme Männer halt so machen.“ Frauen unter sich halt!
Natürlich darf die Action nicht fehlen. Außerhalb von Albenruh gibt es auch Räuber, zwielichtige und widerwärtige Gestalten, allen voran ein Ekelpaket von einem Kaufmann, der sich Lyssea als Gebärmaschine für seinen Nachwuchs erkoren hat, weil er sich erhofft, dass seine Söhne dann zwischen den Welten wandeln können, ihn mit Waffen versorgen, um die Weltherrschaft zu erlangen. Natürlich wird Lyssea vom Bösewicht entführt, und es kommt mit Crys und seinen Freunden zum großen Showdown, über den ich natürlich nichts verrate. Gibt es das eigentlich offensichtliche Happy End der zwei Liebenden oder nimmt alles einen ganz anderen und garstigen Verlauf? Da verrate ich nur so viel …. es liegt an der Interpretation des Lesers! Zörnerli als „kleinen Sauhund“ zu bezeichnen … das mache ich doch sehr gern!
Wer nach der Lektüre dieser exzellenten Novelle mit ihren 230 Seiten übrigens sehr durstig und hungrig sein wird … verständlich! Was dort an herrlich dunklem Bier vom Fass – Guinness lässt grüßen – vertilgt wird … echt unglaublich! Und dann noch der Braten! Auf den komischen Käse verzichte ich allerdings gern! Wäre echt so schön, wenn man sich in diese Welt einträumen könnte … ich würde es sofort machen! Allein schon wegen dem Mittsommerfest, das eine Art heidnischer Brauch ist, und auch spektakulär geschildert wird.
Und diese herrliche Kneipe namens „Grimmiger Troll“, da würde ich wohl täglich mit meinem Freundeskreis abfeiern.
Ihr seht, ich bin vom Erstling „Lyssea“ von Meister Zörner schwer beeindruckt, weil er eine fantastische Welt erschaffen hat und dies auch noch sprachlich hervorragend ausdrücken kann. Somit absolute Pflichtlektüre, der ich eine klare Kaufempfehlung ausspreche.
Beziehen könnt ihr das Buch über den MDD-Shop (Stefans Platten-Company); DEN Buchhandel; Amazon oder kontaktiert ihn einfach über Facebook selbst oder über seine Bandseite Reternity. Bestimmt bekommt ihr da auch signierte Exemplare. Würde mich übrigens auch freuen, wenn mein Freund noch einmal für eine Fortsetzung in diese Welt eintauchen würde, auch klar!
Ansonsten: Träumt einfach selbst was Schönes … wenn ihr Probleme damit habt, dann taucht einfach in Stefans Träume ein, um ein wenig Glück zu erfahren.
Text: Chris Glaub