Drei Fragen an Stefan Zörner zu „Incendium“
„Incendium“ ist ein Kracher vor dem Herrn, ein richtiger Pageturner und auch noch hervorragend und fesselnd geschrieben. Und dann noch als Duo, was ich mir auch nicht so leicht vorstelle. Immerhin habt ihr ganze 560 Seiten gefüllt, in einer Qualität, vor der ich meinen imaginären Hut ziehe. Erzähle mal, wie es dazu kam, wie ihr das Konzept entwickelt habt, die Dauer vom Schreibprozess, einfach alles. Bin richtig gespannt! Zudem will jeder natürlich wissen, ob es noch eine Fortsetzung geben wird … oder ob es eine weitere gemeinsame Arbeit in Zukunft in Aussicht steht..
„Oh, vielen Dank für die Blumen! Aber ich muss sagen, Thorsten, der mein ältester Freund ist -wir kennen und mögen uns seit fast 40 Jahren, unfassbar! – und ich sind noch immer mächtig stolz auf ‚Incendium‘. Im Grunde fing es mit einer Idee aus einer Bierlaune (und wir hatten/haben VIELE Bierlaunen und schräge Ideen, haha!) heraus an. ‚Lass uns doch einfach einen Thriller schreiben.‘ Gesagt … getan. So einfach kann das sein. Die grobe Konzeption erfolgte natürlich zusammen, gewisse Eckpfeiler, Handlungsstränge und Momente, aber im Grunde arbeitete jeder für sich dann kapitelweise. Der eine schrieb was, mal mehr, mal weniger, schickte es dem anderen, der schrieb dann weiter und so fort. Klingt irgendwie irre bei der Komplexität des Materials … aber so war das, haha! Am Ende haben wir alles überarbeitet, gekürzt, umgeschrieben, wieder verändert usw., bis aus dem Rohling ein nettes und fettes Kleinod wurde. Fortsetzung übrigens nicht ausgeschlossen, was aber weniger an der Lust oder Inspiration, sondern eher am Zeitfaktor liegt. Thorsten hat dieses Jahr seinen neuen Lebensmittelmarkt eröffnet, ich bin im September mit der neuen Reternity-CD am Start. Schauen wir mal!“
Du bist zwar satte zehn Jahre jünger als ich, aber mit Sicherheit auch sehr belesen. Irgendwie kann man ja die Literaturbranche mit dem Musikerdasein vergleichen … geht genauso den Bach herunter! Wäre „Incendium“ vor 20 Jahren bei einem entsprechenden Verlag mit entsprechendem Marketing erschienen, dann wäre es wohl ein richtiger Bestseller geworden. Die Zeiten haben sich leider geändert; mehr oder weniger habt ihr den Schmöker über eure Plattenfirma selbst veröffentlicht. Ist jetzt so 9 Monate her … wie sind Verkäufe und Reaktionen ausgefallen? Ist ja auch ein ungewöhnlicher Weg! Habe selbst nur positive Kritiken gelesen … bis auf eine allerdings! Noch nicht einmal wegen dem Inhalt, sondern weil es sich das Gespann erlaubt hat, eine Frau als „Süße“ , „Baby“ oder ähnliches zu betiteln, was vielleicht dreimal auf 560 Seiten passiert ist. Und das noch von einem männlichen Subjekt! Die Welt und dieser Genderwahn ist richtig krank! 🙂
„Wir sind mit den Verkäufen recht zufrieden, der Roman wurde auch in den diversen digitalen Plattformen gut angenommen und ist offiziell im deutschen Buchhandel erhältlich. Kritiken kamen überwiegend gute bis sehr gute, was uns als Laienschreiber natürlich mega gefreut hat. Lokal wurde das Teil in einigen Buchhandlungen platziert, was eine feine Sache war. Natürlich hält es sich wie mit der Musik bei mir, schöne Hobbies und toller Ausgleich zur Arbeit. So muss man das heutzutage sehen, alles andere ist illusorisch. Nun ja, ich finde nichts verwerflich daran, eine Frau als ‚süß‘ zu bezeichnen, und ich denke auch nicht, dass mich das zu einem Macho oder Assi macht, haha. Respekt und Gegenrespekt, so ist mein Credo. Und da schließe ich Geschlecht, Hautfarbe, sexuelle Orientierung und Glaube mit ein. Ich sehe solche Kritiken recht gelassen entgegen. Jedem ihre/seine Meinung. Und mir die meine, haha!“
„Incendium“ wäre übrigens für eine Verfilmung als Mini-Serie optimal geeignet. Schon mal Gedanken darüber gemacht? Immerhin soll ja Frank Schätzings „Der Schwarm“ ebenfalls demnächst in den Genuss dazu kommen. Euer Werk bietet zwar wesentlich mehr Action, ist nicht soooo zähflüssig zu lesen, auch fernab von Meeresbiologie … dennoch bin ich bei eurer Thematik und dem philosophischen Unterton der Meinung, ihr seid davon inspiriert. Kann mich natürlich irren, gehe aber nicht davon aus! 🙂
„Nun ja, ‚Der Schwarm‘, übrigens ein toller Pageturner, bietet sich auch geradezu an, verfilmt zu werden. Und wenn es gut macht ist (wie z.B. bei Kings ‚Under The Dome‘ oder Martins ‚Game Of Thrones‘), dann hat das Potenzial zu einem echten Blockbuster. Wir haben beide das Buch gelesen, klar. Wenn beeinflusst, dann eher unterbewusst, da Schätzings Stil doch ein ganz anderer ist. Buchverfilmungen finde ich ja generell zu 90 Prozent scheiße, haha! Ich bin ein echter Bücherwurm und finde, dass die eigene Fantasie durch die Filme dann meist maßlos enttäuscht wird. Da schreibe ich lieber noch eine Fortsetzung zu ‚Incendium‘ und überlasse es den Lesern, ihre grauen Zellen zu aktivieren. Netter Schlusssatz, oder?“
Text: Chris Glaub