BMG Rights/Warner
Während Saul Hudson alias Slash in seiner Hauptband, in die er vor einigen Jahren zurückgekehrt ist, bislang „nur“ Konzerte spielen und Neuauflagen alter Alben und neue Versionen älterer Songs betreuen darf, ist er mit seinem anderen Standbein ungleich kreativer. Mit Myles Kennedy am Mikro und den „Conspirators“ im Rücken veröffentlicht er mit „4“ das vierte Studioalbum in zehn Jahren. All die Live-Mitschnitte und Special Editions obendrauf. Ich hätte nicht erwartet, dass sich aus diesem Unternehmen jemals eine richtige Band entwickelt, aber es sieht (und klingt) ganz danach. Mitten in der Pandemie einen Tourbus für seine Musiker zu mieten und ins Studio nach Nashville zu fahren … Das spricht für echtes Bandfeeling. In Nashville traf das Quintett zum ersten Mal auf Produzent Dave Cobb. Und der vollzog beim gebürtigen Briten und seiner Gruppe ein ähnliches Kunststück wie seinerzeit etwa bei den Rival Sons. Die Platte ist mehr oder weniger live eingespielt worden und klingt dennoch kristallklar, druckvoll und mächtig. Es ist hier zwar nicht alles Gold und auch wenn Myles Kennedy ein außergewöhnlich guter Sänger ist … So manch eine leicht abweichende Gesangspassage („Call Off The Dogs“) wirkt enorm erfrischend. Slash und seinen Musikern stehen Überraschungen eh sehr gut zu Gesicht. „Fill My World“ (Text handelt von Myles Hund) etwa ist eine lupenreine Pop-Nummer und ein glasklarer Hit, der epische Albumabschluss „Fall Back To Earth” erstaunlich tiefgehend und von einem Killersolo gekrönt und die erste Single „The River Is Rising“ begeistert mit clever eingestreuten Uptempo-Passagen, in deren Rahmen das blind aufeinander eingespielte Duo Todd Kerns/Brent Fitz richtig glänzen kann. Eventuell wollte Slash vor seinem neuen, frisch gegründeten Firmenpartner Gibson Records glänzen. Dieses Werk ist ihm sehr gut gelungen.
Nikolas Krofta