Der Break Out-Lockdown über viele Monate hat leider viele Reviews im Print-Bereich verhindert. Thorsten Dietrich widmet sich hier einigen Veröffentlichungen von Pure Steel Records, Iron Shield Records und Pure Prog Records
BLIZZEN
„World In Chains“
Pure Steel Records/Soulfood
Blizzen existieren erst seit 2015, haben sich aber im Underground einen formidablen Ruf als Liveband erarbeitet. Nun vier Jahre nach dem Debüt „Genesis Reversed” erscheint beim neuen Label Pure Steel das Zweitwerk „World In Chains”. Das Cover, die ganze Aufmachung der vier Musiker sind ganz klar an den achtziger Jahren orientiert. So klingt dann auch die Produktion der Scheibe. Hier passt alles gut zusammen, natürlich hat die Platte ein Intro, welches auch so heißt, und acht knackige Lieder zwischen drei und vier Minuten bei einer Spielzeit von mageren 34 Minuten.
MORTICIAN
„Titans“
Pure Steel Records/Soulfood
Mortician kommen aus Österreich und spielen rauen Heavy Metal und haben in „Titans“ ihr neues und viertes Album heraus. In der Band sind immerhin noch zwei von vier Originalmitgliedern und sie existierte schon von 1983 -1990. Seit der Reunion 2009 veröffentlichten die vier Herren aus Feldkirch im Vorarlberg regelmäßig Scheiben. Bisher haben Mortician keinen Eindruck auf mich hinterlassen und das wird sich mit „Titans“ auch nicht ändern! In knapp 40 Minuten bieten uns die Österreicher rauen, simplen und sehr geradlinigen klassischen Heavy Metal. Der kehlige und meist solide Gesang kann auch wenig Akzente bei mir setzen, erinnert aber leicht an Overkills Bobby.
DARK ARENA
„Alien Factor“ (Re-Release)
Pure Steel Records/Soulfood
Dieses US-Metal Album von Dark Arena stammt schon aus dem Jahre 2006 und war das Debüt der Combo um den leider 2019 verstorbenen Gitarristen Paul Konjicija (Antithesis). Die Band mit dem witzigen Alien-Artwork klingt für mich ähnlich wie Fates Warning mit John Artch, natürlich nicht ganz so genial, aber interessant. Auf Dauer ist mir das Ganze zu vertrackt und ja, auch etwas anstrengend. Die CD hat eine recht durchschnittliche Produktion, aber US-Metal und Prog- Fans können hier gerne mal reinhören!
ANCIENT CURSE
„The New Prophecy“
Pure Steel Records/Soulfood
Das letzte Album von Ancient Curse „Thirsty Fields” ist aus dem Jahre 1998! Höchste Zeit also für ein neues Langeisen. Das wurde jetzt in „The New Prophecy” nun herausgebracht. Das starke Artwork ist dabei ein echter Hingucker, und die Platte klingt zudem echt gut. Zeitloser Power Metal mit leichter Prog-Kante und einem Stil, der gar nicht so nach deutscher Band klingt. Ancient Curse machen Spaß und haben durchaus Potential auf der ganzen Welt von Genrefans wahrgenommen zu werden!
ANNEXATION
„Inherent Brutality“
Iron Shield Records/Soulfood
Für die deutschen Thrasher Annexation ist „Inherent Brutality“ das erste Album auf dem Markt. Im Labelinfo werden Bands wie Demolition Hammer, Exodus, Slayer und gar Power Trip als Einfluss erwähnt. Das kommt für meine Ohren auch irgendwie hin. Die Scheibe hat ein nettes Monstercover, der Gesang ist kraftvoll, recht bissig und passt zur Musik. Etwas mehr als blanker Durchschnitt ist das hier sicherlich, aber der heiß umkämpfte Thrash-Markt besitzt auch eine Menge Alben mit mehr Ohrwurmalarm bei Refrains und Riffs. Eine Scheibe, die Thrash-Fans nicht von der Bettkante stoßen müssen, durchaus gut hörbar!
ENTER
„1991 – Images From Floating Worlds“
Pure Prog Records/Soulfood
Wieso bringt ein Label 2020 ein 90er Jahre-Demo (!) einer total unbekannten Progtruppe aus Italien namens Enter heraus? Zumindest ist der Sound um einiges besser, als ich es erwartet habe. Die wohl einzige Scheibe hat den Titel „1991 – Images From Floating Worlds“ und stresst durch Vittorio Ballerio und seine nervige, manchmal gar unmelodische, hohe Stimme Der dudelige und extrem Keyboard-lastige Prog-Rock der Truppe lockt 2020 wirklich keinen mehr vor den Ofen! Das Problem, welches ich bei der Truppe halt habe, ist, dass sie keinen (!) Gitarristen in ihren Reihen hat.
ATTAXE
„20 Years The Hard Way“
Pure Steel Records/Soulfood
Attaxe waren eine US-Metal-Band, die nur Demos und EPs produzierten und von 1985-1990 und danach alle paar Jahre existierten. Seit 2019 sind die Burschen wieder aktiv. Die Jungs aus Cleveland in Ohio haben nun in „20 Years The Hard Way” eine Kompilation oder Album veröffentlicht. Musikalisch ist das solider US-Metal mit analoger, für heutige Verhältnisse sehr dünner, aber nicht mieser Produktion. Wenn man überlegt, dass dies alles Demos beziehungsweise Eigenproduktionen waren, geht das Ergebnis durchaus in Ordnung. Für die breitere Metalmasse ist das aber überhaupt nichts! Freunde des tiefsten US-Undergrounds sind hier gefragt.
Text: Thorsten Dietrich