Spread Eagle 

Der Adler spreizt seine Flügel wieder 

Spread Eagle begründeten nach ihrer Formation in den späten 80er und frühen 90er Jahren einen sehr eigenen und selbstbetitelten Style des damals noch angesagten, melodischen Hardrocks, kurz bevor eine andere Welle aus Seattle dieser Musikrichtung, Gott sei Dank nur vorläufig, einen einstweiligen Dämpfer verpassen sollte. Als East Coast Street Metal selbst bezeichnet, beeindruckten Spread Eagle bei deren Erstlingswerk die Kritiker, mit dreckigem, rauem und erdigem Hardrock, welcher trotzdem mit melodischen Anklängen versehen war.

Sehr gerne wurden die vier Amerikaner damals mit Bands wie Skid Row verglichen, obwohl deren Erstlingswerk erst später auf den Markt kam. Weitere Vergleiche mit den frühen Ratt, oder auch Rose Tattoo, kamen einem Hörer in der früheren Zeit sicher durchaus in den Sinn.

Spread Eagle waren von Anfang an eine großartige Live-Band, doch leider ebbte das allgemeine Interesse der Zuhörer und Fans, wie oben beschrieben, aus Gründen des veränderten Musikgeschmacks, langsam, aber sicher ab. Das Nachfolge-Album „Open The Public“ war damals bereits wesentlich weniger rau eingespielt, radiotauglicher und weicher komponiert und sollte dennoch das vorläufige Ende der Adler darstellen. Erst im Jahre 2006 kam es zu einer Wiedervereinigung, allerdings zu 50 % unter neuer Besetzung. Mit Ziv Shalev und dem Schlagzeuger Rik DeLuca stießen zwei neue, hochkarätige Musiker hinzu, mit welchen es nun, sage und schreibe 13 Jahre später, zum lang erwarteten Comeback kommen soll. „Subway To The Stars“ gilt es nun zu besprechen und ein sehr sympathischer und offener Rob DeLuca stand uns für dieses Interview mit den Raubvögeln Rede und Antwort. 

Rob DeLuca, wie lange haben wir eigentlich auf ein Comeback gewartet? „Subway To The Stars“ (Willkommen zurück, Spread Eagle) ist ein lang von den Fans erwartetes Album und ich muss schon vorab sagen, dass es meiner Meinung nach wirklich großartig und ein wahres Spread Eagle-Album geworden ist! Herzlichen Glückwunsch dazu! Bitte gestatte mir zunächst einige Fragen zu eurer langen Bandgeschichte. Es gibt ja einen langen Zeitraum zu besprechen. Eure Wurzeln als Band liegen in den späten 80er Jahren. Euer erstes Album wurde damals von der Presse hoch gelobt und versprach eine lange Karriere, zumindest aus damaliger Sicht, auf Höhe der Zeit. Warum dann war schon nach der zweiten Veröffentlichung im Jahr 1993, „Open To The Public“, dem Ganzen ein Ende gesetzt? Hatte das auch etwas mit der aufkommenden Grunge-Welle zu tun, wie bei so vielen Bandes, oder lag es an Problemen innerhalb der Gruppe, oder gar am Label?

„Ich danke dir Steve und ich freue mich so sehr, dass du ‘Subway To The Stars’ magst! Ich finde es auch sehr gut gelungen. Wir sind unglaublich stolz darauf! Tja, einige Bruchfaktoren in der Band waren sicherlich unsere finanziellen Probleme, mangelnde Unterstützung durch unser Label, persönliche Probleme, Stress, Erschöpfung, aufgebrauchte körperliche Substanzen. Anscheinend lief nichts richtig und wir waren einfach nur müde von dem Versuch, eine musikalische Mauer im Business zu durchbrechen. Grunge-Musik war kein Faktor für unsere Trennung. Die Reaktion der Öffentlichkeit gegenüber Grunge war jedoch definitiv ein Faktor, da hast du absolut recht!“

 Das dachte ich mir. Der Einfluss war einfach zu stark, oder?

„Wenn du damals nicht in einer Grunge-Band spieltest, dann warst du plötzlich nicht mehr talentiert oder cool! Das war lächerlich und ich glaube, dass dies ein Fehler in der Musikgeschichte gewesen ist. Einige Pre-Grunge-Bands waren fantastisch und hätten weiter aufblühen sollen. Die Ehrlichkeit von Grunge ließ allerdings einige alberne Bands noch alberner aussehen, haha.“

 Als Spread Eagle nennt ihr euch auch die Gründer des East Coast Street Metal! Eine tolle musikalische Umschreibung. Besonders unsere jüngeren Leser, welche euch natürlich nicht von Anfang an kennen, möchten sicher wissen, wie ihr euren eigenen, außergewöhnlichen Stil selbst definiert? Was macht Spread Eagle aus? Viele, auch Wikipedia (lacht) haben euch mit Bands wie Skid Row in eine Schublade gesteckt, aber ich sehe noch etwas mehr dahinter! Habe ich recht?

„Ja, wir waren und vor allem wir sind definitiv unser eigenes Ding! Spread Eagles Debütalbum erschien ein Jahr vor Skid Rows ‘Slave To The Grind’. Wir wollten damals böser und punkiger sein als alle anderen Bands unseres Genres. Das ist uns auch gelungen, denke ich. Street Metal ist für mich eine Mischung aus Metal, Punk, Dirty Rock und Classic Rock.“

 Diese Beschreibung würde ich als Hörer und Redakteur sofort unterschreiben! Wo hattest du eigentlich deine eigenen Wurzeln als Musiker der Szene, vor Spread Eagle? Wie ist die Band ursprünglich entstanden? Wo seid ihr außerhalb der USA besonders erfolgreich gewesen?

„Ich habe in Boston gelebt. Tagsüber Musik am Berklee College of Music studiert und abends mit Paul DiBartolo und Tommi Gallo in Bands gespielt. Wir waren gut, aber als Künstler noch nicht ganz fertig. Als wir nach NYC zogen, fanden wir endlich unseren Sänger und unseren Groove. Spread Eagle tourte 2017 durch Großbritannien und Deutschland und erhielt eine wirklich großartige Resonanz.“

 Seit 2006 seid ihr, Rob und du, mit einigen neuen Kollegen wieder am Start. Natürlich gibt es einige Fragen! Zum Beispiel, was hatten dein Bandmitglied Ray West und du in der Zwischenzeit (außerhalb und innerhalb der Band) gemacht? Schließlich kam seitdem, außer der Neuauflage eures Erstlings, kein neues Album. Zumindest bis jetzt.

„Ich denke, wir haben einige Zeit gebraucht, um die Spread Eagle-Achterbahn zu verarbeiten. Außerdem denke ich, wir haben eine Weile suchen müssen, auch nach uns selbst. Ray und ich spielten in verschiedenen Bands in NYC und arbeiteten als Barkeeper. Ich habe auch als Zimmermann gearbeitet.“

Das klingt spannend! Seit eurem Wiedersehen im Jahr 2006, sind immerhin 13 Jahre vergangen, bis wir das lang erwartete neue Album in unseren Händen halten durften. Was war der Grund für diese Zeitspanne? Ich nerve, ich weiß (haha). Hattest du am Anfang noch andere Projekte?

„Ich habe in einer Band namens OF EARTH mit dem Schlagzeuger Rik De Luca von Spread Eagle gesungen und Bass gespielt. Ray sang in einigen Bands. 2006 haben wir mit dem Comeback-Prozess begonnen, aber es hat Jahre gedauert, bis alles wie Spread Eagle klang. Zuerst bekamen wir Rik De Luca neu hinzu und als wir Ziv Shalev in der Band aufnahmen, war die Chemie dann endlich komplett.“

Text: Steve Leikeim

Pic: Nechama Photography

 

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